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14 April 2025

KI-Compliance-Pflichten Im Gesundheitswesen: Die KI-Kompetenz

LS
Luther S.A.

Contributor

Leading business law firm Luther was established in Luxembourg in 2010. The firm’s multilingual professionals advise domestic and international clients across numerous practice areas, particularly Corporate/M&A, Banking and Finance, Dispute Resolution, Investment Management, Employment, and Real Estate. Our clients, ranging from multinational corporations, investment funds, financial institutions to private equity firms, have placed their trust in our interdisciplinary legal advice that aims to hit the mark. Luther employs over 420 lawyers and tax advisors and is present in ten German economic centers and has ten international offices in European and Asian financial centers.
Seit dem 2. Februar 2025 gilt in der Europäischen Union (EU) eine neue Verpflichtung für Unternehmen, die Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen.
European Union Food, Drugs, Healthcare, Life Sciences

Seit dem 2. Februar 2025 gilt in der Europäischen Union (EU) eine neue Verpflichtung für Unternehmen, die Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen. Besonders für den Gesundheitssektor ist diese Entwicklung von großer Bedeutung.

Die EU-Verordnung über künstliche Intelligenz (KI-Verordnung) schreibt vor, dass medizinische Einrichtungen, Kassen und Unternehmen sicherstellen müssen, dass ihre Mitarbeitenden über ausreichende Kenntnisse im Umgang mit KI verfügen. Ärzt:innen, Pflegekräfte und Personal sollen KI-Systeme sachkundig einsetzen und sich der Chancen, Risiken sowie möglichen Schäden bewusst sein, die durch den Einsatz von KI entstehen können.

„Mitarbeitende müssen grundlegende Kenntnisse über die Funktionsweisen, Risiken und ethischen Herausforderungen von KI im Gesundheitsbereich erlangen.“

Regulatorische Anforderungen für den Gesundheitssektor

Die neue KI-Verordnung verpflichtet Unternehmen, Krankenhäuser, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um die KI-Kompetenz ihres Personals sicherzustellen. Dies betrifft sowohl hochspezialisierte KI-Anwendungen in der Diagnostik als auch alltägliche Tools wie ChatGPT oder Übersetzungsdienste wie DeepL, die zunehmend in der Patientenkommunikation eingesetzt werden.

Mitarbeitende im Gesundheitswesen müssen in der Lage sein, KI-Systeme sicher zu nutzen und deren Anwendungsgrenzen zu kennen. So darf beispielsweise ChatGPT mangels medizinischer Zertifizierung nicht für Diagnosen oder Therapieempfehlungen verwendet werden.

Obwohl die Verordnung keine spezifischen Maßnahmen vorschreibt, haben Gesundheitseinrichtungen die Verantwortung, wirksame Schulungs- und Sensibilisierungsprogramme zu entwickeln, um die KI-Kompetenz ihrer Mitarbeitenden zu gewährleisten.

Best Practices für KI-Kompetenz im Gesundheitswesen

Um den Anforderungen gerecht zu werden, sollten Gesundheitseinrichtungen, Kassen und Unternehmen eine klare Strategie zur Einführung und Nutzung von KI entwickeln. Ein zentraler Bestandteil dieser Strategie ist die Erstellung interner Richtlinien und Standards, die klare Vorgaben zur Nutzung und Entwicklung von KI-Systemen im medizinischen Umfeld definieren. Diese Standards helfen, Missbrauch und Fehlnutzungen zu vermeiden und gewährleisten, dass KI-Systeme verantwortungsbewusst eingesetzt werden.

Darüber hinaus ist es essenziell, KI in die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung zu integrieren. Mitarbeitende müssen grundlegende Kenntnisse über die Funktionsweisen, Risiken und ethischen Herausforderungen von KI im Gesundheitsbereich erlangen. Dies ermöglicht ihnen, informierte Entscheidungen über den Einsatz von KI-gestützten Technologien zu treffen und deren Grenzen zu verstehen.

Eine weitere zentrale Maßnahme ist die Etablierung einer oder eines KI-Beauftragten. Diese Person übernimmt die Verantwortung für die Überwachung der Einhaltung der festgelegten Standards, koordiniert Fortbildungen und fungiert als Schnittstelle zwischen medizinischen Fachkräften und IT-Teams. Die oder der KI-Beauftragte stellt sicher, dass der Einsatz von KI-Systemen sowohl den regulatorischen Anforderungen als auch den spezifischen Bedürfnissen der jeweiligen Einrichtung entspricht.

Zudem ist es von großer Bedeutung, eine kritische Auseinandersetzung mit KI-Tools zu fördern. Mitarbeitende sollten für die Grenzen und Risiken von KI sensibilisiert werden, um Fehlnutzungen, insbesondere in diagnostischen Prozessen, zu vermeiden. Dies beinhaltet auch die Schulung in der Interpretation von KI-generierten Ergebnissen und das Bewusstsein für potenzielle Fehlerquellen.

Alles halb so wild?

Auch wenn die neuen KI-Compliance-Pflichten zunächst nach einem erheblichen Mehraufwand klingen, ist ihr tatsächlicher Umfang stark davon abhängig, welche KI-Systeme genutzt werden und in welchem Maße sie in den Arbeitsalltag integriert sind.

Nicht jede Einrichtung muss sofort umfassende Schulungsprogramme etablieren oder eine:n eigene:n KI-Beauftragte:n benennen. Vielmehr geht es darum, den Einsatz von KI-Technologien realistisch einzuschätzen und die Qualifizierungsmaßnahmen entsprechend anzupassen. Für einfache Anwendungen wie Sprach- oder Übersetzungstools genügen oft kurze Einweisungen, während komplexere KI-Systeme in Diagnostik oder Therapie eine intensivere Schulung erfordern. Mit einem bedarfsgerechten und pragmatischen Ansatz lässt sich die KI-Compliance somit ohne übermäßigen Aufwand umsetzen.

Originally published by Unboxing Healthcare.

The content of this article is intended to provide a general guide to the subject matter. Specialist advice should be sought about your specific circumstances.

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