Urs Feller: Frau Baumgartner, Sie sind Siegerin des Top Master Preises, den Prager Dreifuss AG aus-gesetzt hat und gewinnen damit CHF 4'000. Wir gratulieren Ihnen zu diesem Erfolg. Stellen Sie sich bitte kurz vor und erklären Sie uns, was Sie bewogen hat, beim Top Master Wettbewerb mitzumachen.

Stephanie Baumgartner: Vielen Dank! Ich bin 25 Jahre alt und wohne in der Nähe von Basel, wo ich auch das Jus-Studium diesen Sommer erfolgreich abgeschlossen habe. Der Wettbewerb stellte für mich eine gute Möglichkeit dar, eine breitere Öffentlichkeit für das Thema meiner Arbeit zu sensibili-sieren.

Urs Feller: Sie haben über das Thema «Organtransplantation – Zustimmungs- oder Widerspruchslö-sung» geschrieben. Können Sie in drei Sätzen umreissen, wie Sie dieses Thema beleuchtet haben?

Stephanie Baumgartner: Im ersten Teil habe ich die Ausgangslage, die Situation rund um den Or-ganmangel aufgezeigt. Danach ging es um die rechtliche Würdigung respektive die Verfassungsmäs-sigkeit der Zustimmungs- sowie der Widerspruchslösung. Aufgrund meiner Analyse kam ich zum Schluss, dass die Widerspruchslösung die zielführendere Regelung wäre, um dem eklatanten Organ-mangel zu begegnen.

Urs Feller: Sie haben für Ihre Masterarbeit ein sehr emotionales Thema gewählt, dass sie offensicht-lich auch persönlich berührt aber auch gesellschaftlich höchst relevant und teils umstritten ist. Für die Juroren waren dies wichtige Kriterien bei der Auswertung. Erzählen Sie bitte kurz, wie Sie mit diesen Aspekten der Arbeit umgegangen sind.

Stephanie Baumgartner: Mein Vater wartet als Dialysepatient schon seit drei Jahren auf ein geeigne-tes Spenderorgan. Mit ihm stehen in der Schweiz über 1300 Patienten auf der Warteliste, die immer länger wird. Da letztlich jeder spätestens nach dem Tod ein potentieller Organspender und damit Le-bensretter sein könnte, sollten sich auch alle mit dieser Thematik beschäftigen. Allfällige Bedenken bezüglich der Widerspruchslösung versuche ich mit meiner Masterarbeit zu entkräften.

Urs Feller: Die von Ihnen propagierte Widerspruchslösung tangiert die persönliche Freiheit, insbeson-dere das negative Selbstbestimmungsrecht eines jeden Einzelnen. Können sie bitte kurz erklären, wa-rum Sie der Meinung sind, dass eine solche Lösung trotzdem mit der Verfassung in Einklang steht?

Stephanie Baumgartner: Die Widerspruchslösung erfordert zwar, dass man sich mit dem Thema Or-ganspende auseinandersetzt und einen allfälligen Widerspruch anbringt. Dies erscheint jedoch nicht nur aufgrund notstandsrechtlicher Überlegungen und in Anbetracht des zu rettenden Lebens zumutbar, sondern auch im Hinblick auf eine im Mindestmass aufzubringende zwischenmenschliche Solidarität.

Urs Feller: Möchten Sie diese Thematik in Ihrem weiteren Studium und eventuell einmal später be-ruflich weiterverfolgen?

Stephanie Baumgartner: Wenn sich die Möglichkeit dazu bietet, könnte ich mir das durchaus vor-stellen, liegt mir dieses Thema doch sehr am Herzen.

Urs Feller: Mit dieser Frage im Hinterkopf, wo sehen sie sich in fünf und zehn Jahren?

Stephanie Baumgartner: Es ist schwierig, für eine so lange Zeit zu planen. Ich bin jetzt daran, mir eine möglichst breite Berufserfahrung anzueignen, um dann darauf aufbauend zu entscheiden, in wel-che Richtung ich schliesslich gehen möchte.

Urs Feller: Frau Baumgartner, wir danken Ihnen für dieses spannende Interview. Wir wünschen Ihnen persönlich und beruflich alles Gute und viel Erfolg.

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