Vor allem chinesische und europäische Märkte treiben die Elektrifizierung voran

In der heutigen Ausgabe beschäftigen wir uns mit dem Voranschreiten der Elektrifizierung des Automarktes. Als Grundlage hierfür dienen die Ergebnisse des aktuellen AlixPartners Automotive-Electrification-Index 2021, der seit 2017 jedes Quartal die elektrische Reichweite, also die Summe der Reichweite aller verkauften E-Autos nach Ländern und Herstellern, ermittelt. Die wichtigsten Informationen in Kürze:

  • Trotz COVID-19 und Chip-Knappheit setzt die Elektrifizierung des Automarktes weltweit ihren Wachstumskurs fort und erreicht 2021 mit einer elektrischen Reichweite von 1.9 Mrd. Kilometern ihr Allzeithoch
  • Besonders China und Europa treiben die globale Elektrifizierung mit einer elektrischen Reichweite von circa 1.050 Mio. und 530 Mio. Kilometern im Jahr 2021 weiter an
  • In Europa ist der traditionell hohe PHEV-Anteil in den letzten Quartalen deutlich gesunken – BEV-Fahrzeuge sind auf dem Vormarsch
  • VW hatte im Jahr 2021 mit 25% zum zweiten Mal in Folge den größten BEV-Marktanteil in Westeuropa. Trotz der großen Modelloffensive der letzten Jahre konnte VW diesen Anteil im letzten Jahr aber nicht erhöhen
  • Im Vergleich weist der westeuropäische BEV-Markt mit einer CAGR von 71% seit 2017 eine hohe Wachstumsrate auf
  • Deutsche OEMs konnten ihren BEV-Marktanteil auf dem hart umkämpften chinesischen Markt von 3% im Jahr 2020 auf ca. 5% im Jahr 2021 erhöhen

Die Elektrifizierung setzt ihren Wachstumskurs fort und erreichte 2021 ihr Allzeithoch

Laut aktuellem AlixPartners Automotive-Electrification-Index setzt die Elektrifizierung des Automobilmarktes trotz COVID-19 und Chip-Knappheit weltweit ihren Wachstumskurs fort und erreicht 2021 mit einer kumulierten elektrischen Reichweite von 1.940 Mio. Kilometern ihr Allzeithoch (gegenüber 985 Mio. Kilometern in 2020; ca. +100%).

Besonders China treibt die globale Elektrifizierung mit einer elektrischen Reichweite von circa 1.050 Mio. Kilometern im Jahr 2021 weiter an. Damit beträgt Chinas Anteil an der globalen E-Reichweite 54%. Vor allem getrieben durch inländische OEMs, ist die E-Wachstumsrate mit 123% in China bereits fast wieder auf Vor-COVID-Niveau (144%).

Neben China ist Europa mit 530 Mio. Kilometern und einem E-Reichweitenanteil von 28% die treibende Kraft hinter der Elektrifizierung. Nach einem überdurchschnittlichen Wachstum im Jahr 2020 mit einer E-Wachstumsrate von 95%, ist sie im Jahr 2021 auf 63% zurückgegangen. Vor allem Volkswagen mit 21%, Tesla mit 17% und Stellantis und Hyundai mit jeweils 13% E-Reichweitenanteil trugen aber auch in 2021 mit starker Leistung zum Wachstum in Europa bei.

Nordamerika liegt mit 275 Mio. Kilometern und einem E-Reichweitenanteil von 14% im Jahr 2021 im globalen Vergleich weiterhin deutlich zurück. Nichtsdestotrotz nimmt die Elektrifizierung auch in Nordamerika im Jahr 2021 mit einer Wachstumsrate, die deutlich über der des Vorjahres liegt, an Fahrt auf – vor allem angetrieben durch Tesla sowie den neu eingeführten Ford Mustang Mach-E, die zusammen circa 75% der nordamerikanische E-Reichweite in 2021 ausmachen.

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China und Europa liefern sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen

Beim Anteil an E-Fahrzeugen bei Neuzulassungen im Jahr 2021 liefern sich China und Europa ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Jedes sechste verkaufte Fahrzeug in Europa und China ist elektrifiziert, in Nordamerika nur jedes 18. verkaufte Fahrzeug.

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BEV-Fahrzeuge haben sich in Europa durchgesetzt

Die europäischen Neuzulassungen bestehen mittlerweile zu einem großen Teil aus BEV-Fahrzeugen. Der traditionell hohe PHEV-Anteil in Europa ist im Jahr 2021 deutlich zurückgegangen und BEVs scheinen sich aufgrund erhöhter Kundennachfrage endgültig durchgesetzt zu haben. Insbesondere in Deutschland lässt sich in 2021 eine Abkehr vom PHEV erkennen, verliert er im vierten Quartal mit 41% ganze 14 Prozentpunkte gegenüber Q1 2021 (55% PHEV Anteil als % aller verkaufter elektrifizierter Fahrzeuge). Im Vereinigten Königreich ist die Abkehr vom PHEV mit 30% im vierten Quartal gegenüber 46% im ersten Quartal noch deutlicher zu sehen.

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Insgesamt weist der westeuropäische BEV-Markt mit einer CAGR von 71% seit 2017 eine hohe Wachstumsrate auf. Zum Vergleich: In China wächst der BEV-Markt mit einer CAGR von 52% und in den USA mit 46%. Mit circa 300.000 Einheiten verkaufte der Volkswagen-Konzern in 2021 mit Abstand die meisten BEV-Fahrzeuge in Westeuropa. Auf VW folgen Stellantis mit circa 180.000 und Tesla mit rund 170.000 verkauften Fahrzeugen. Wie bereits im Vorjahr hat der VW-Konzern in dieser Region mit 25% den größten BEV-Marktanteil, konnte ihn in 2021 aber nicht erhöhen – trotz seiner Modelloffensive der letzten Jahre. Bei der E-Reichweite dieser verkauften Fahrzeuge zeigt sich ein etwas anderes Bild: Mit einer elektrischen Reichweite von 113 Mio. Kilometern von VW (38 Modelle), 89 Mio. Kilometern von Tesla (vier Modelle) und circa 70 Mio. Kilometern von Stellantis (39 Modelle) und Hyundai (14 Modelle) ist VWs Vorsprung hier geringer.

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China bleibt wettbewerbsfähigster BEV-Markt

Trotz des starken Wachstums des europäischen Markts ist China im globalen Vergleich bei weitem der wettbewerbsfähigste BEV-Markt mit der höchsten Anzahl an OEMs (40 im Jahr 2021), BEV-Modellen (243 im Jahr 2021) und den meisten verkaufen BEV-Fahrzeugen (2,6 Mio.). Allerdings hat sich die Wachstumsrate der BEV-Akteure und BEV-Modelle in China in den letzten drei Jahren verlangsamt.

Betrachtet man den Export aus China heraus, so wurden im Jahr 2021 circa 205.000 der in China produzierten BEV-Fahrzeuge (7% der gesamten BEV-Produktion) nach Westeuropa exportiert – vor allem nach Großbritannien (24%), Deutschland (19%), Frankreich (16%) und Norwegen (13%). Dabei handelte es sich vor allem um Fahrzeuge von Tesla (Model 3 & Model Y), aber auch von Dacia, SAIC MG, Polestar und BMW. Chinesische OEMs sind aktuell noch kaum auf dem europäischen Markt zu finden. Eine interessante Erkenntnis: Kunden scheinen bei der Elektrifizierung zunächst vor allem einheimische OEMs zu bevorzugen. Global gesehen kommt dennoch aktuell fast jedes zweite Batteriefahrzeug von einem chinesischen Hersteller.

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Marktanteil deutscher OEMs auf dem chinesischen Markt wächst, ist jedoch weiterhin gering

Der Anteil deutscher OEMs auf dem chinesischen BEV-Markt ist weiterhin gering. Dennoch konnten sie ihren BEV-Marktanteil auf dem hart umkämpften chinesischen Markt von 3% im Jahr 2020 auf 4,8 % im Jahr 2021 erhöhen. Hierzu hat vor allem der Volkswagen-Konzern, der seinen BEV-Absatz von circa 15.000 Einheiten im Jahr 2020 auf circa 80.000 Einheiten im Jahr 2021 mehr als verfünffachen konnte, beigetragen. Bereits seit 2018 hat der Volkswagen-Konzern seinen Anteil an verkauften E-Fahrzeugen in China kontinuierlich gesteigert und damit BMW und Daimler überholt. In Summe spiegelt der Marktanteil deutscher OEMs bei den elektrifizierten Fahrzeugen noch nicht die bei den Verbrennermodellen gewohnten Verkaufsanteile auf dem größten Einzelmarkt wider.

Damit einhergehend ist deutlich erkennbar, dass auch chinesische Kunden einheimische OEMs bevorzugen. 80% der gesamten in China verkauften BEVs im Jahr 2021 wurden von einheimischen OEMs hergestellt. Nur Tesla gelingt es mit einem Marktanteil von 16% im Jahr 2020 und 13% im Jahr 2021 auf dem chinesischen Markt erfolgreich zu sein.

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Fazit

Momentan sind OEMs aus allen Regionen am Erfolg der Elektrifizierung beteiligt. Besonders das Wachstum auf dem chinesischen und europäischen Markt treibt die globale Elektrifizierung weiter voran. Trotz COVID-19 und Chipknappheit bleibt E-Autoindustrie krisenfest.

Zu den Herausforderungen in allen Märkten zählt, dass Kunden aktuell noch größtenteils lokale OEMs bevorzugen. Nur Tesla gelingt es bisher in allen Regionen mit einem deutlichen Marktanteil dabei, wenn nicht sogar führend zu sein.

Für das weitere Voranschreiten der Elektrifizierung spielen neuerdings noch stärker denn zuvor die Entwicklung der Rohstoffpreise sowie die Supply Chain und der Zugang zu ausreichend Rohstoffen eine entscheidende Rolle. Die aktuelle Rohstoffsituation in der Ukraine und Russland beeinflusst dies weiter.Mehr dazu lesen Sie hier.

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