Die «Digitale Transformation von Geschäftsmodellen» ist ein Thema, das in Social Media Kanälen, Printmedien und Fernsehen omnipräsent ist. Doch in welcher Form sind wir davon betroffen, welche Industrien müssen sich mit neuen Ge-schäftsmodellen auseinandersetzen und was sind konkret die Auswirkungen der digitalen Transformation? Der folgende Newsletter soll mögliche Treiber hinter die-ser Entwicklung und die möglichen rechtlichen Folgen aufzeigen. Digitalisierung als Chance und nicht nur als Bedrohung zu betrachten, kann ein wichtiger Erfolgs-faktor werden.

I. EINFÜHRUNG

In einem unserer letzten Newsletter haben wir über die Neuerungen im Datenschutz aufgrund der Einfüh-rung der EU Datenschutzgrundverordnung und deren allfälligen Einfluss auf Schweizer Unternehmen infor-miert. In der Schweiz wurde im Herbst 2017 die Bot-schaft zur Totalrevision des Datenschutzgesetzes verabschiedet. Diese Revision ist nun in der parla-mentarischen Beratung.

Die Neuerungen im Datenschutz haben uns eines klar vor Augen geführt: Der korrekte Umgang mit Per-sonendaten wird immer wichtiger. Zudem ist unser Privatleben wie auch vor allem unsere geschäftliche Tätigkeit immer mehr von Daten beeinflusst.

Daten sind digital verfügbare Informationen. Unser Alltag und unsere geschäftlichen Aktivitäten sind ge-steuert über Geschäftsprozesse, in denen Informati-onen transferiert und die Effizienz von Geschäftspro-zessen davon abhängt, ob die richtigen Informatio-nen zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar sind.

Es gibt kaum mehr eine Industrie, in der es nicht das Ziel sein muss, dank effizienten Prozessen Kosten zu optimieren, aber auch Produkte zu verbessern oder Serviceleistungen rascher, verlässlicher und qualita-tiv besser zu erbringen.

Was sind die Treiber hinter dieser immer dynami-scheren Entwicklung? Was sind die Chancen, aber auch die Herausforderungen, die diese digitale Transformation mit sich bringt?

II. DIGITALE TRANSFORMATION

Die digitale Transformation ist eine Entwicklung, über die fast täglich in den Medien berichtet wird. Wir alle erleben dies auch in unserem Alltag und vor allem in unserer beruflichen Tätigkeit. Das Internet hat 15 Jahre gebraucht, bis es sich im Alltag so durchge-setzt hat, dass wir uns kaum mehr vorstellen können, ohne den Zugang auf das Internet unseren Alltag zu gestalten.Der erste Schritt in den meisten Industrien und insbe-sondere in der Dienstleistungsindustrie ist der Schritt weg vom Papier und hin zu digitalen Dokumenten. Obwohl wir noch nicht beim papierlosen Büro ange-kommen sind, geht die Entwicklung immer mehr in diese Richtung. Nur, Digitalisierung hat eine grössere Dimension, als lediglich von Papier auf digitale Doku-mente zu wechseln. Die digitale Transformation wird zu mehr Automatisierung, medienbruchfreien Ge-schäftsprozessen, neuen Arbeitsformen und verän-derten oder neuen Geschäftsmodellen führen. Es wird ein dauernder Veränderungsprozess sein, wes-halb der Begriff «Digitale Transformation» viel mehr eine «Digitale Evolution» sein wird.

Was sind die Treiber hinter dieser Entwicklung?

1. VERÄNDERTES KUNDENVERHALTEN

Die demographische Entwicklung wird schon bald dazu führen, dass der Anteil der Bevölkerung, der nicht mehr im Arbeitsprozess steht, deutlich zuneh-men wird. Diese «Generation Silver» wird Zeit haben, sich unter anderem auch mit Technologie zu beschäf-tigen. Smartphones sind nichts anderes als hoch mo-bile und enorm leistungsfähige Rechner, die heute schon auch der älteren Generation wertvolle Zu-gangsmöglichkeiten zu Informationen ermöglichen und auch von ihr genutzt werden.

Die Generationen Y und Z werden ihren privaten wie beruflichen Alltag mit Technologie gestalten. Dadurch haben sie ganz andere Erwartungen an Dienstleister und auch an die Verfügbarkeit von Produkten und Services. Dieses verändertes Kundenverhalten der Generationen Y und Z, aber auch der «Babyboo-mer»-Generation wird uns auch in unserem Ge-schäftsleben verändern, da die Kundenerwartungen durch die technologischen Möglichkeiten und die Ver-fügbarkeit von Technologie in eine neue Richtung ge-hen und in Zukunft noch mehr gehen werden.

2. TECHNOLOGIE-TRENDS

Das Forschungsinstitut Gartner, das seit einigen Jah-ren mit ihrem Gartner Hype Cycle technologische Trends verfolgt und deren Auswirkungen aufzeigt, sieht in ihrer aktuellsten Analyse drei wichtige Tech-nologie-Trends auf uns zukommen:

Trend 1: Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (in Englisch «Artificial Intelli-gence») ist, vereinfacht gesagt, ein Teilgebiet der In-formatik, in der softwaregesteuerte Maschinen entwi-ckelt werden, die aufgrund der Analyse von struktu-rieren und unstrukturierten Daten automatisiert Ent-scheidungsprozesse auszulösen vermögen. In den letzten Jahren wurden enorme Fortschritte im Be-reich der künstlichen Intelligenz erzielt. Eine erste Auswirkung ist, dass in der Dienstleistungsindustrie schon heute intensiv zum Beispiel mit Chatbots, d.h. technischen Dialogsystemen, mit denen per Textein-gabe oder Sprache kommuniziert werden kann, Pilot-projekte durchgeführt werden. Aber auch selbstfah-rende Autos sind ein weiteres Ergebnis dieser tech-nologischen Entwicklung.

Trend 2: Virtuelle Realität

Als virtuelle Realität (VR) wird die Darstellung und gleichzeitige Wahrnehmung der Wirklichkeit und ihrer physikalischen Eigenschaften in einer in Echtzeit computergenerierten, interaktiven virtuellen Umge-bung bezeichnet (Quelle: Wikipedia 27.8.2018).

Diese Technologie wird ganz neue Möglichkeiten bie-ten. So wird zum Beispiel in der Medizin heute schon intensiv an den Einsatzmöglichkeiten von VR Tech-nologie geforscht.

Trend 3: Digitale Plattformen

In der Kommunikation stehen wir kurz vor der Durch-setzung von 5G Netzwerken.

Auf der Basis des Internets kommen erste Anwen-dungsmöglichkeiten der Blockchain-Technologie in Geschäftsprozessen zum Einsatz. Blockchain-Tech-nologie wird im Bereich von automatisierten Transak-tionen von Informationen und/oder digitalen Werten eine ähnliche Wirkung entfalten, wie das Internet im Bereich der Kommunikation ausgelöst hat.

III. RECHTLICHE FRAGESTELLUN-GEN

Die Herausforderung, den Datenschutzanforderun-gen gerecht zu werden, ist nur ein erster Hinweis da-rauf, wie sich parallel zur digitalen Evolution der Ge-schäftsmodelle die rechtlichen Anforderungen verän-dern. Digitalisierung bewegt sich nicht im rechtsfreien Raum. Viele rechtliche Problemstellungen können zwar mit den heutigen rechtlichen Rahmenbedingun-gen korrekt beantwortet und gelöst werden. Aber es zeigt sich, dass neue Technologien wie künstliche In-telligenz oder auch die Blockchain-Technologie Mög-lichkeiten bieten, deren Auswirkungen von einem rechtlichen Standpunkt aus noch nicht geklärt sind und auf welche die bestehenden Gesetze keine kla-ren Antworten erlauben. So wird zum Beispiel die Frage, ob an Daten sachenrechtliches Eigentum ent-stehen kann, intensiv diskutiert. Auch Fragen zur di-gitalen Identität, die eine zentrale Fragestellung für die Digitalisierung von Geschäftsprozessen und von Transaktionen auf der Blockchain darstellt, werden analysiert. Die Blockchain Taskforce, die im Auftrag des Bundesrates ein Grundlagenpapier über die Aus-wirkungen und notwendigen rechtlichen Vorausset-zungen für die Rechtssicherheit in der Entwicklung der Schweiz zum Crypto Valley Switzerland erarbei-tet hat, hat im April 2018 den rechtlichen Handlungs-bedarf im Umgang mit digitalen Werten (sogenannten Token) aufgezeigt und das Grundlagenpapier dem Bundesrat übergeben. Dies stellt einen wichtigen Schritt dar, um in dieser technischen Entwicklung, welche für die Schweiz grosse Chancen beinhaltet, den regulatorischen Rahmen zukunftsgerichtet zu setzen.

IV. WIE SIND WIR DAVON BETROF-FEN?

Die aufgezeigten technologischen Trends, veränder-tes Kundenverhalten wie auch die technologische Entwicklung werden Geschäftsprozesse verändern, neue rechtliche Fragen aufwerfen oder Geschäftsmo-delle beeinflussen. Die Beispiele, bei denen bekannte und im Markt etablierte Unternehmen solche Entwick-lungen falsch eingeschätzt haben und vom Markt ver-schwunden sind, sind bekannt.

Niemand kann heute mit Sicherheit sagen, was ge-nau sich bis wann verändern wird. Klar ist aber, dass die Technologien wie zum Beispiel Blockchain oder künstliche Intelligenz da sind und nicht mehr ver-schwinden werden. Es wachsen Generationen heran, die sich gewohnt sind, mit Technologie umzugehen. Technologie wird unseren Alltag verändern, in vielen Lebenssituationen, in allen Geschäftsfeldern und In-dustrien.

Wir werden alle auf die eine oder andere Art davon betroffen sein. Sich weiter zu entwickeln, anzupassen und vor allem sich auf Neuerungen einzulassen, wird eine zentrale Notwendigkeit in der Zukunft sein, über alle Generationen hinweg und für Unternehmen aus den unterschiedlichsten Industrien.

Wir sind uns bei Suter Howald Rechtsanwälte sehr bewusst geworden, dass auch die rechtliche Arbeit und die Bedürfnisse unserer Kunden sich durch diese Entwicklungen verändern werden. Wir nehmen diese Herausforderung sehr gerne an und beginnen heute schon damit, uns auf die zukünftigen Veränderungen vorzubereiten.

Deshalb hat Suter Howald Rechtsanwälte im Rah-men eines Joint Ventures die LAWSHIFT GmbH ge-gründet. LAWSHIFT ist ein Blockchain und Le-galTech Beratungsunternehmen, das sich vollständig auf Technologiethemen spezialisiert. Die Tätigkeit der LAWSHIFT wird sich auf die Schnittstellen von Recht und Compliance, Business Geschäftsmodellen und Technologien fokussieren. LAWSHIFT wird die Kunden von Suter Howald Rechtsanwälte, aber auch Tech-Startups und KMUs, die sich mit Technologie-projekten auseinandersetzen, eng begleiten. Erste Kooperationen ist die LAWSHIFT mit der AdNovum Informatik AG und der inacta AG eingegangen, zwei führenden Technologie-Dienstleistern, die neben ih-rem bisherigen Technologie-Know-how zu den füh-renden Blockchain-Technologie-Spezialisten in der Schweiz gehören.

Mit dieser zusätzlichen Ausrichtung auf Technologie-Fragestellungen wird die Zukunft für Suter Howald Rechtsanwälte spannende, herausfordernde Chan-cen bieten. Wir hoffen, dass auch unsere Kunden und Geschäftspartner diese Chancen sehen. Wir sind be-reit und freuen uns darauf, Sie auf diesem Weg in die digitale Welt zu begleiten.

Wie schon Oscar Wilde sagte: «Günstige Winde kann nur der nutzen, der weiss, wohin er will.

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